INTEGRATIONS- BRÜCKEN ODER INTEGRATIONS- FALLE

ABONE OL
18:58 - 01/10/2020 18:58
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BEĞENDİM

ABONE OL
Kaplan
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Türkische Privatschulen in Deutschland: Integrationsbrücken oder Integrationsfallen?

Die Zahl türkischer Privatschulen in Deutschland nimmt stetig zu. Im Jahre 2004 wurden in Berlin die TÜDESP und in Stuttgart die BIL, 2006 in Paderborn die Privatschule ERINGERFELD und in Mannheim die SEMA, 2007 in Köln das DIALOG und die VIB in Hannover, in 2008 ALTERRING in Hamburg und weitere Schulen sind geplant in Frankfurt und anderswo. Welche Ziele und Interessen verfolgen diese Schulen und sind die Deutsche Öffentlichkeit hinsichtlich der Ziele und Interessen dieser Schulträger hinreichend informiert?

Offiziell sind es nach Deutschem Schulrecht gegründete Privatschulen, die zu 85-90% vom Deutschen Staat finanziert werden. Die restlichen 10-15% werden offiziell durch die monatlich anfallen Schulgebühren von im Schnitt 200-300 € finanziert.
Viele Deutsche Lehrer, die in diesen Schulen arbeiten sind z.T. begeistert darüber, welch hohe Bedeutung die Bildung in den Familien dieser türkischstämmigen Schüler habe. Viele Schüler kommen sogar von weit her und die Familien sind bereit die monatlichen Kosten von 200-300€ zu übernehmen. Auch die Politiker und die Integrationsbeauftragten der entsprechenden Länder sind begeistert darüber, dass die Türken über eigene Bildungsangebote Ihren Beitrag zur Integration liefern.

Als ein Hauptgrund für die Gründung dieser Schulen wird angegeben, dass die staatlichen Schulen es nicht schaffen, türkischstämmige Kinder zum Schulerfolg zu führen. Daher würden diese sogenannten Bildungsvereine nun die Bildungsarbeit selbst in die Hand nehmen. Die zum Teil guten Bildungserfolge dieser Schulen und die Erkenntnis, dass Bildung die Integration fördere, machen auch die Politiker hierzulande blind vor den tatsächlichen Zielen und Interessen der Träger dieser Schulen. Um über Erfolg und Misserfolg bezüglich der Bildungs- und Integrationsarbeit dieser Schulen, im Vergleich mit öffentlichen Schulen, urteilen zu können muss man jedoch die Startbedingungen und das Klientel der Privatschulen mit denen der staatlichen Schulen vergleichen. Was sind die Argumente, die für diese Schulen sprechen?

Argument 1: Die Schüler sind bildungsbeflissen und erfolgreicher als die Vergleichgruppe türkischer Schüler in staatlichen Schulen. Es stimmt, dass die Schüler dieser Schulen erfolgreicher sind als die Vergleichsgruppe türkischer Schüler in staatlichen Schulen. Der Grund ist aber nicht der, dass diese Privatschulen bessere Arbeit leisten. Vielmehr liegen die Gründe darin, dass die Familien dieser Schüler zur der Mittel- bzw. Oberschicht türkischer Bürger in Deutschland gehören. Wer sonst könnte sich ein monatliches Schulgeld in Höhe von 200-300€ im Monat leisten? Diese Gruppe von Schülern wäre in staatlichen Schulen genauso erfolgreich, wenn nicht erfolgreicher. Nach einer Studie besuchen ca. 67% der 14 jährigen Schüler von Migranten aus der oberen und unteren Dienstklasse das Gymnasium. Dies ist mehr als die 61% der entsprechenden Gruppe 14 jähriger der Deutschen aus der oberen und mittleren Dienstklasse. Der Anteil Gymnasiasten unter den Arbeiterkindern beträgt 16% bei den Migranten und 27% bei den Deutschen (Bundeszentrale für Politische Bildung, Datenreport 2006). Diese Daten zeigen, dass die soziale Herkunft primär für den Schulerfolg maßgebend ist. Es wäre daher nicht seriös die Bildungserfolge einer privilegierten Gruppe von Migranten mit der Grundgesamtheit aller türkischen Schüler, von denen 80-90% zu den Geringverdienern und somit auch zu den bildungsfernen Schichten gehören, zu vergleichen.

Argument 2: Unter der Annahme, dass Bildung die Integration fördert, glaubt man, diese Schulen würden einen großen Beitrag zur Integration leisten. Tatsächlich muss man sich aber die Frage stellen, worin hier der Integrationsbeitrag liegt. Es wird allzu leicht vergessen, dass nahezu 95% der Schüler in diesen Privatschulen türkischer bzw. islamischer Herkunft sind. Selbst die Freizeitangebote werden durch diese Schulen straff und in der Gruppe organisiert. Wo bleibt da der Kontakt mit deutschen Schülern und mit der deutschen Gesellschaft? Das Resultat wird langsam aber sicher die Entstehung von Parallelgesellschaften sein, deren Meinungsbilder genau aus diesen Schulen stammen. Eine Art ethnische Abschottung mit Hilfe einer Bildungselite. Integration aber kann nur gelingen, wenn die Kinder zusammen leben und auch zusammen lernen.

Bei der Auseinandersetzung dieser Frage darf man Eins nicht außer Acht lassen. Diesen Schulen wird nachgesagt, dass sie der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen nahestehen und seine Ziele und Ideen verfolgen. In einer Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Februar 2008 nimmt der Islamwissenschaftler Bekim Agai (Universität Bonn) Stellung zu dieser Bewegung und sagt, dass „Gülen der Gründer einer weltweiten islamischen Bildungsbewegung” ist. Nach Agai ist Gülen In der Türkei selbst sehr umstritten, dem vorgeworfen wird, dass er die Türkei durch eine neue Bildungselite zu einem islamischen Staat machen will. Die Gülen Gruppe ist Herr über viele Privatschulen und einem Medien-Netzwerk, zu dem Radio- und Fernsehsender zählen, eine Nachrichtenagentur und Zeitungen. Nach Bekim Agai ist diese Bewegung in Deutschland “in nahezu jeder größeren Stadt aktiv und bemüht sich, private Schulen zu eröffnen, ohne dabei eine offizielle Zentrale zu besitzen, was jedoch nicht bedeutet, dass die Aktivitäten im Netzwerk nicht koordiniert werden”. Im selben Artikel äußert sich der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban von der Evangelischen Fachhochschule in Berlin zum Thema und hält diese Bewegung sogar für gefährlich, weil sie “unfassbar” sei. “Unter dem pseudo-modernistischen Lack steckt eine islamistische Auffassung”, so Ghadban und zitiert eine Passage aus Gülens Buch “Fragen an den Islam”. Darin werde dem Koran bescheinigt, dass er die Verfassung und Grundlage sei, auf dem sich das individuelle und gesellschaftliche Leben gründen solle. Die Träger dieser Privatgymnasien lehnen den Vorwurf entschieden zurück, Sie seien faktisch unter der Leitung der Gülengruppe. Nach einem Artikel von Canan Topcu (Frankfurter Rundschau 24.03.09) ist vor allem das außerschulische Angebot auf türkischstämmige Kinder und ihre Eltern ausgerichtet. Es gibt regelmäßige Informationsveranstaltungen und Hausbesuche bei den Eltern. Gerade in diesen außerschulischen Angeboten für die Schüler und die Eltern liegt die Indoktrinierungsarbeit der Bewegung, weil der Lehrplan strikt nach dem Deutschen Gesetz ausgerichtet werden muss, bleiben Ihnen nur die außerschulischen Aktivitäten. Auf eine Frage hinsichtlich der Assoziation dieser Schulen mit der Gülengruppe sagt der Geschäftsführer des VIP Gymnasiums in Hannover Yusuf Ordueri: „Wir haben keine organische Verbindung zu Herrn Hodscha Fethullah Gülen”, so Ordueri und fügt hinzu: “Aber wir als Mitglieder lieben und respektieren ihn, lesen seine Bücher, und folgen seinem vorgezeichneten Weg…aber wir haben keine Verbindung.” (Tuba Tuncak, http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-840/i.html). Allein diese Aussage des Geschäftsführers sollte die Deutsche Öffentlichkeit und die hiesigen Politiker, die die Augen vor der Realität verschließen dazu bewegen die Aktivitäten dieser Schulen aufmerksamer zu verfolgen.

Dr. Ali Sak

Inal

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